„Hilf mir- ich mache so was nie wieder“

Dési war ein stets pflichtbewusstes Kind. Es gehörte seit jeher zu ihrer Natur pünktlich zu erscheinen und schuliche oder häusliche Aufgaben zuverlässig zu erledigen. Ein Kind auf das man sich in jeder Hinsicht verlassen konnte.
Es war ein recht trüber und noch kalter Wintertag. Die beiden Mädchen waren in der Schule. Dési besuchte schon die siebente  und Domi die vierte Klasse. Ich war mit den Vorbereitungen des Mittagsessen beschäftigt. Gegen 13.00 Uhr sollten sie aus der Schule wieder zurück sein. Als es an der Tür klingelte, dachte ich, dass der Briefträger wie schon sooft um Einlass bittet. Ich ging los, um ihn die Türe zu öffen. Doch wer stand ganz zittrig, völlig aufgewühlt und mit einem Gesicht voller Tränen vor der Tür???

    Désirée!

Ich war erstmal geschockt und wusste gar nicht so recht was auf mich zukommt. Sie murmelte mit ihren ganzen Gefühlswallungen immer und immer wieder:
„Hilf mir- ich mache so was nie wieder. Hilf mir- ich mache so was nie wieder.“
Damit konnte ich ja nun überhaupt nichts anfangen und ich bat sie, mir doch alles zu erzählen. Unter ganz vielen Tränen gestand sie mir, dass sie mit ihrer Freundin am Morgen an der Bushaltestelle beschlossen hatte, der Schule an diesem Tag fernzubleiben. Désirée war keineswegs ein dummes Kind. Bevor sie das Schwänzen begannen, holte sie sich noch einen Krankenschein bei der Ärztin, da sie keineswegs unentschuldigt fehlen wollte. Danach verbrachten sie beide den Vormittag in der Stadt. Später erfuhr ich, dass sie dort sogar an einer Aktion von einem Radiosender teilgenommen hatte. "Der Mann der 100 Frauen über die Straße tragen muss." Nachdem die Mutter von Dési´s Freundin von dem Schwänzen Wind bekam, rief sie erbost ihre Tochter an und zitierte sie nach Hause. Da bekam es Dési natürlich mit der Angst zu tun. Schnell machte sie sich auch nach Hause.

Nachdem sie mir alles gebeichtet hatte, habe ich ihr angeboten Schulschwänzertage vorher mit mir abzusprechen. Die Lehrerin akzeptierte den Krankenschein und verlangte von beiden Mädchen, sich vor der ganzen Klasse für das fern bleiben zu entschuldigen.

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